„Äh, können Sie das alleine tragen?“ Der Postshopinhaber mustert mich belustigt. Aber es begann ganz anders. Ich bin von Hause aus überzeugter Offline Shopper und reise vorfreudig ins Möbelhaus meines Vertrauens zum fröhlichen Regalshopping. Das Objekt der Begierde ist nicht vorrätig, so verrate ich meine bewährten Prinzipien und bestelle es online. Natürlich nehme ich gleich 2 Regale, ich muss sie ja nicht tragen. Ich zahle mit Paypal, weils so praktisch ist. Bei der Rückleitung zur Händlerseite stürzt das System ab, somit habe ich bezahlt, aber nicht bestellt. Kein Problem, denke ich, bestelle ich einfach nochmal auf Rechnung, überwiesen ists ja schon. So einfach ist es nicht, belehrt mich das Unternehmen, man könne eingegangenes Geld nicht so ohne weiteres mit einer dazugehörigen Bestellung verknüpfen. Also schicke ich wie gewünscht einen Screenshot der Paypalzahlung. Als Antwort erhalte ich die Bitte, einen Screenshot der Paypalzahlung zu schicken. Irgendwann bekomme ich mein Geld vom Unternehmen, um es ans Unternehmen zurück zu überweisen. Kurz bevor ich die beschwingte Tat wieder vergesse, kommt eine verträumte DHL Nachricht, dass Donnerstag ein Paket käme. Nun denn frohlocke ich und die Möbel fallen mir wieder ein. Es kommt kurz die Bordsteinkantenbefürchtung auf, bis mir überflüssigerweise einfällt, meine Arbeit entsprechend zu planen. Überflüssigerweise, denn es klingelt unvermittelt Mittwoch. Es kommen 2 flache Pakete, die dem gewählten Möbelstück recht unähnlich sehen. Der Bote hat nicht mehr für mich und auch DHLs Warteschleife bestätigt auf Nachfrage, dass dies alles sei. Ich packe alles aus, beginne mich zu wundern, baue das vorhandene auf und denke, der Rest wird wohl mit dem 2. Regal kommen. Der Kundenservice ist anderer Meinung. „Wir bedauern sehr, dass der Rest Ihres Möbels nicht mehr vorrätig ist, wenn Sie die Ware zurück senden, bekommen Sie Ihr Geld zurück.“ Weder Telefonate noch Mails mit dem kundenorientierten Dienst führen zu einem anderen Ergebnis. Keiner will die verlorenen Teile suchen oder aus anderen Beständen für Ersatz sorgen. Auch wenn die Ware online noch erhältlich ist. Auch wenn ich das nicht wieder auseinanderschrauben, packen und schleppen will. Nach viel Aufbrausen unterwerfe ich mich der unschönen Notwendigkeit. Ich schraube alles wieder auseinander und verpacke Teile in zerrissene Pappe. Mit sehr viel Klebeband. Auch wenn es laut Kundendienst „gar nicht die Originalverpackung sein muss.“ Nun hält sich mein Vorrat überdimensionaler Kartonagen sehr in Grenzen. Am nächsten Tag zwischen 7 und 10 soll das 2. Regal kommen. Es kommt um 9.30h und ist vollständig. Da die starken Jungs leider nicht zu DHL sondern zur DHL Spedition gehören, können sie die 30 Kilo schweren Retour- Pakete leider nicht mitnehmen. Ich stelle fest, dass das eine Regal eigentlich reicht und gehe im Kopf die Liste meiner stärksten Freunde durch, die mir einen Gefallen schulden. Vorher schaue ich in den Briefkasten. Im DHL Paketshop läge ein Paket für mich. Ich habe nichts bestellt…Guess what…es ist 1,80 groß und wiegt 30 kg. 2.12.2020, Sandra Roski